Katharina Schuler, Die Zeit:

Der Auftritt offenbart nun ein weiteres Mal die tiefe Spaltung der Fraktion. Denn während die Wagenknecht-Getreuen ihrer Frontfrau im Bundestag Beifall spenden, sind all diejenigen, die ein kritisches Verhältnis zu ihr haben, gar nicht erst gekommen. Sie kommentieren den Auftritt dafür anschließend aus dem Twitter-Off: „Von einem ‚Wirtschaftskrieg gegen Russland‘ zu sprechen verdreht die Tatsachen. Die Abschaffung sämtlicher Sanktionen zu fordern, ist nicht unsere Position!“, schreibt etwa die baupolitische Sprecherin der Linken, Caren Lay. „Es gibt keinen ‚Wirtschaftskrieg gegen Russland‘ (…) Putin hat ein Gasembargo gegen Deutschland verhängt, nicht umgekehrt. Als soziale Opposition muss man das klar haben“, twittert ihre Fraktionskollegin Kathrin Vogler.

Wie groß der Ärger im Wagenknecht-kritischen Teil von Fraktion und Partei darüber ist, dass die Fraktionsführung diesen Aufritt nicht verhindert hat, zeigt auch ein Tweet von Jörg Schindler, bis Juni noch Bundesgeschäftsführer seiner Partei. „Meine Partei die Linke hat heute im Bundestag nicht den demokratisch beschlossenen Willen ihrer Mitglieder, Wähler*innen, Anhänger*innen und jenen, die diese Stimme brauchen, artikuliert. Sondern @Linksfraktion hat sich verhalten wie ein arroganter feudaler Hofschranzen-Staat“, schreibt er und meint damit wohl, dass Wagenknecht Beifall auch von den Fraktionsvorsitzenden bekam. „Ich kann nicht verstehen, wie man immer wieder den eigenen Laden anzünden kann“, sagt eine andere Abgeordnete mit Blick auf die Fraktionsführung.

Die Linke habe es geschafft, die Debatte auf die sozialen Proteste zu konzentrieren. Sogar in den Umfragen sah es nicht mehr ganz so finster aus, in einer lag man zuletzt immerhin wieder bei sechs Prozent. „Da haben wir jetzt ja wieder ein Prozent, das wir verspielen können“, heißt es ironisch. Der Streit, welche Schlussfolgerungen man aus der gegenwärtigen Gaskrise zieht und welche Position man dabei zu Russland einnimmt, dürfte die Linke jedenfalls auch in den kommenden Monaten beschäftigen.

I notice that increasingly mainstream news outlets carry articles which consist of some large fraction of quotes from social media, quite often screenshots in fact, of Twitter and Facebook posts.

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