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Sie kandidieren für Die Linke in Sachsen und nannten den Osten in einem Satz mit dem Globalen Süden, wenn es um Folgen von Misswirtschaft im Kapitalismus geht. Diesen Vergleich könnte man ja schon kritisch sehen. Wo sind denn Ihrer Ansicht nach die Verbindungspunkte zwischen Ostdeutschland und dem Globalen Süden?

Becker: Natürlich ist der Ost-West- nicht mit dem Nord-Süd-Gegensatz vergleichbar. Aber wir müssen als Linke die verschiedenen Dimensionen von Ungleichheit adressieren und klarmachen, dass Ungleichheit immer denselben Grund hat: ein zutiefst ungerechtes Wirtschafts- und Gesellschaftssystem. Und um das anzugreifen, braucht es breite Allianzen. Klimagerechtigkeit ist immer eine soziale Frage. Noch heute verdienen die Ostdeutschen durchschnittlich 13 000 Euro jährlich weniger als die Menschen in Westdeutschland, es gibt massive Ungleichheit in Deutschland. Zahlreiche Studien zeigen, dass immer zuerst arme Menschen unter den Folgen der Klimakrise zu leiden haben.

Dresen: Das Leid des Globalen Südens wird maßgeblich produziert durch das kapitalistische Wirtschaften im Norden. Auch viele heutige Probleme des Ostens wurden nach der Wende durch kapitalistische Misswirtschaft erzeugt. Die Umverteilung der Treuhand von Gemeinschaftseigentümern zur Privatwirtschaft  hat zu einem Bruch vieler lokaler Strukturen geführt. Es geht aber nicht darum, zu sagen, im Osten sei es genauso schlimm wie im Globalen Süden. Sondern darum, dass wir in beiden Fällen sehen, dass Kapitalismus eigentlich immer für ökologische Krisen und soziale Ungleichheiten verantwortlich ist. Aufgabe der Linkspartei ist es auch, den Menschen zu vermitteln, dass sie keine Angst vor Strukturveränderungen haben müssten, wenn wir Ressourcen und Arbeitsplätze im Sinne der Menschen und nicht im Sinne der Konzerne organisieren würden.

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