Und warum erzählt man sich die Geschichte vom Unheil der Cancel-Culture noch? Um über andere linke Themen nicht reden zu müssen. Das jedenfalls behauptet der in Princeton lehrende Politikwissenschaftler Jan-Werner Müller. Im IPG-Journal der Friedrich-Ebert-Stiftung schreibt er: Ein ärgerliches, aber vergleichsweise „marginales Phänomen“ wie das Cancelling werde zur „illiberalen Revolution“ aufgeblasen, während man kein Wort darüber verliere, dass sich hinter dem Kampf um Meinungsfreiheit ein Kampf um die Verteilung von Grundrechten vollziehe – zum Beispiel um das Recht schwarzer Bürger, nicht von der Polizei erschossen zu werden.
Wer verstehen will, warum die Kritik an der kulturellen Linken oft beißend scharf ist, der sollte die Aufsätze von Nancy Fraser lesen, einer Philosophin, die nicht dafür bekannt ist, um den heißen Brei herumzureden (teilweise nachzulesen auf der deutschen Website von Jacobin). Mit identitätspolitischen Scharmützeln hält Fraser sich nicht lange auf, und die beliebte Behauptung, in den USA tobe ein Kulturkampf zwischen Kosmopoliten und Bodenständigen, findet sie analytisch armselig. In Wahrheit taumelten die USA durch eine „objektive Systemkrise“, und Donald Trump trage daran keine Schuld. Er sei nur ihr Symptom.
A Fraser essay on Bernie Sanders was one of the last things I posted on Facebook before I disengaged from Facebook. I thought the essay very good, but like so much else I posted it got zero response, no comments or emojis whatsoever. From time to time I am struck with this recurring mallet of mainstream intellectual German public discourse taking for granted items which are so marginalized in the US that people I know from anti-war activities don’t even engage.