Rudi hatte Ulrike getroffen, als er im Mai in West-Berlin war. Auch in ihrem Fall ahnte Rudi nicht, daß sie vorhatte, in den Untergrund zu gehen. Er erzählte mir aber mit Verwunderung und einer Mischung aus Abscheu und Geschmeicheltsein: »Ulrike hat mir etwas Seltsames vorgeschlagen. Ich soll dich verlassen und mit ihr zusammen­leben. Als ich ihr sagte, daß ich das nicht tun kann, sagte sie: ›Nimm deinen Sohn mit. Er wird bei uns doch besser aufwachsen als bei deiner Frau.‹« Vielleicht war sie enttäuscht, als Rudi ihr Angebot ablehnte. Einige Monate später nahm sie Gudrun Ensslin und Andreas Baader in ihrer Wohnung auf.

—Gretchen Dutschke, Wir hatten ein barbarisches, schönes Leben, (Köln: Verlag Kiepenheuer & Witsch1996), 240.

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