Die Verdunkelung von Siegessäule, Staatsoper oder Rotem Rathaus bringt nur wenig Ersparnis. Warum sie dennoch richtig ist.
Vor einigen Wochen erst brachte die erste Berliner Partei – es war die FDP – die Frage auf, ob die Stadt in Zeiten drohender Energieknappheit nicht auf das Anstrahlen exponierter Gebäude nach Mitternacht verzichten könne. Jetzt hat der Senat reagiert: Siegessäule, Staatsoper, Rotes Rathaus et cetera pp. bleiben dunkel. Der Anfang wurde Mittwochabend mit Berliner Dom, Marienkirche, Lustgarten und so weiter gemacht. 200 Gebäude sollen es insgesamt sein. Dabei geht der Senat noch einen Schritt weiter als ursprünglich gefordert: Das Licht wird nicht erst ab 0 Uhr gelöscht, es wird gar nicht erst eingeschaltet.
Zur Wahrheit gehört aber auch, dass die Ersparnis, nun ja, übersichtlich ausfällt. Der Anschlusswert aller Anstrahlungen beträgt circa 100.000 Watt, meldet die Senatsumweltverwaltung, der Stromverbrauch liege bei etwa 200.000 Kilowattstunden pro Jahr, die Stromkosten dafür beliefen sich auf rund 40.000 Euro pro Jahr. Das ist – fast nichts. Zumal das manuelle Abschalten der Strahler nach Schätzungen der Verwaltung einmalig in etwa denselben Betrag kosten wird.
Warum also das alles? Es ist eben nur fast nichts. Es geht um ein Zeichen. Die Politik kann die Bevölkerung nicht dazu aufrufen, weniger zu duschen und sich überhaupt kriegsembargokonform zu verhalten, ohne selbst aktiv zu werden. Da braucht es keine Außenministerin Baerbock, die bereits von „Volksaufständen“ fantasiert.
Doch noch etwas anderes zählt: Sorgsamer Umgang mit Energie ist zu allen Zeiten richtig. Und auch das Thema Lichtverschmutzung wird viel zu häufig vernachlässigt.
Baerbock hatte in der Runde erklärt, warum Deutschland von Kanada die Auslieferung einer Turbine für die Pipeline Nord Stream 2 an Russland eingefordert hatte. Es handle sich dabei mitnichten um „Doppelmoral“, betonte die Außenministerin. „Wenn wir die Gasturbine nicht bekommen, bekommen wir kein Gas mehr“, schilderte Baerbock die Argumentation gegen Kanadas Bedenken, „dann können wir als Deutschland überhaupt gar keine Unterstützung für die Ukraine mehr leisten, weil wir dann mit Volksaufständen beschäftigt sind“.
Auf Nachfragen der Moderatorinnen ging Baerbock über ihre auffällige Wortwahl hinweg. „Wenn wir kein Gas mehr hätten!“, betonte sie den hypothetischen Charakter ihrer Äußerung. „Das ist ja genau mein Punkt. Dass wir Gas weiter aus Russland brauchen.“ Die Grüne räumte schließlich ein: „Ja, okay, ich habe in einem etwas weiten Bogen gedacht.“
Das Thema verfolgte Baerbock auch bei einem Auftritt in Sachsen-Anhalt am Donnerstag. „Ich habe es bewusst sehr zugespitzt formuliert“, erklärte die Ministerin auf eine Frage zu ihren Äußerungen.